QUER-FRONTAL STATT SCHRÄG HINAB „LAUFE QUERFELDEIN“ 2025
76 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949, kann ich die geleistete Regierungsarbeit der letzten 15 Jahre und auch so manches staatliche Malzeichen der Zeit nur noch in eine künstlerische Analogie zum Expressionismus der Weimarer Republik setzen. Was dort auf geniale Weise an Schrägen, Verzerrungen und linearen Schieflagen künstlerisch in Szene gesetzt wurde, um auch die Groteske aus dem Schattendasein ihrer düsteren Grautönung ins Licht grellerer Farbgebungen zu reißen, scheint sich heute in staatstragender Weise jenseits von Genialität und Können in lieblos hingekratzten Formen auf die Leinwand der politischen Betätigung und das Leben selbst übertragen zu haben. Zur schriftlichen Präsentation eines neues Liedes und zur Thematisierung der Querfront, muss ich zur Schieflage Deutschlands auf hässliche Schrägen verweisen, auf Leinwand-Risse, gestalterisches Unvermögen, farbliche Unstimmigkeiten und das destruktive Ferneinwirken artfremder internationaler Politkünstler auf unseren eigenen, an sich hoheitlichen Gestaltungsraum. Zur besseren Unterscheidung der Geister sollten wir noch klarstellen, dass eine politische "Querfront" in keinem Zusammenhang mit der organisierten Querulanz steht, welche in ungelenker Opposition zu uns zappelnd, zwar nicht mehr zur grauen Kategorie derer gehört, die von ihrer Fensterbank aus Parksünder anzeigen, durchaus aber glauben die Welt mit ihrer schief in Erscheinung tretenden Vorbildlichkeit verbessern zu können. Der Querulant von heute bekennt zunächst einmal Farbe und tritt eher in Federkostüm als in Hausmeisterkittel und muffigem Blockwart-Chic in Erscheinung, betreibt eine professionelle Meldestelle, ermuntert mit menschlicher Wärme zur Denunziation und ist in seiner Mehrzahl Legion. Für unseren politischen Ordnungs-Sinn hingegen, kann „quer” im konstruktiven Sinne einer quer-frontalen Ambition nicht „schräg” bedeuten, und dementsprechend nicht auf Verkehrung, Umkehrung, oder Umsturz abzielen. Querfrontalität unterwandert nicht, sie konfrontiert. Mein Verständnis von „quer“ schließt auch die Verzerrung der Maßstäbe mit aus. Asymmetrisch im horizontalen Kampf um die Mitte, vertikal in der eigenen Aufstellung. Unabhängig von der räumlichen Tatsache, von wie weit draußen wir im Einzelnen kommen, bezieht die gegenwärtige Querfront ihre Anziehungskraft aus dem Energiefeld der Mitte und steht in keinem energetischen Zusammenhang mehr mit den Zerrkräften der Peripherie. Zur romantischen Aufladung der Thematik könnte man die Anziehungskraft der Mitte auch als einen heimatlichen Hilferuf interpretieren, der uns spielerisch dazu einlädt, alte Robin-Hood Filme nach figürlichen Entsprechungen des Guy von Gisborne im Hier und Jetzt zu durchsuchen. Die Frage nach einer majestätischen Entsprechung zu Richard Löwenherz lässt sich jedoch mit keiner Kandidatur aus dem Reichsbürger-Milieu beantworten. Die aus der Gemengelage des literarischen Vorlaufs entstandenen Robin-Hood-Filmklassiker zeichnen das Bild einer vergleichsweise außerparlamentarischen Querfront von Geächteten aller Couleur, die aufgrund ihrer Ächtung in die Peripherie gezwungen wurden. Eine Obrigkeit, die ihren unliebsamen Vertretern aus Adel, Klerus, Handwerk, Bürgertum und einfachem Volk immer öfter die Exekutivkräfte des Sheriffs von Nottingham ins Haus schickt, könnte einmal in Verdacht geraten, ihren schwindenden Rückhalt in der Bevölkerung, unter Umständen auch durch massivere Auswüchse der eigenen Machtsicherung ausgleichen zu wollen. QUERFRONT ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN Meine ersten Querfront-Erfahrungen zur Jahrtausendwende waren in subkultureller Hinsicht noch rein periphere Politabenteuer zwischen konstruktiven Rechten, Linken und intellektuellen Anarchisten. Trotz aller Fragwürdigkeiten mit dem was sich die Regierung mit ihren Covid Maßnahmen geleistet hat, kann ich meine neuerliche Querfront-Erweckung nicht mit der Pandemie in Zusammenhang bringen. Dennoch stellt das, was sich auf Basis des aktiven Widerstands zusammenbraute, ein phänomenales geschichtliches Ereignis dar. Nicht nur, weil dieser Widerstand durch und durch echt war, sondern auch, weil er nicht nach der politischen Herkunft der Protestierenden fragte. Zu Recht begegneten sich auf neutralem Terrain Ungehorsame Menschen verschiedenster politischer Herkunft und Prägung und kamen reibungslos miteinander überein, dass „etwas faul sein muss im Staate Dänemark“. Eine solche Übereinstimmung ergibt sich in Situationen, in welchen die dunkle Wolkendecke staatlicher Bevormundung einen flächendeckenden Tiefdruck erzeugt. Diesen persönlichen Aufstand, den viele hier geleistet haben, kann man als eine Art querfrontale bürgerliche Wehrübung gegen eine staatliche Drangsal begreifen, von der ich immer noch nicht sicher bin ob sie sich primär als Bekämpfung der Pandemie oder der Zivilbevölkerung verstand, und ob das, was als Verschwörung gefühlt wurde, nicht doch nur praktischer Unfähigkeit geschuldet war. Offengestanden sehe ich nirgendwo die Intelligenz walten, die Logistik einer Komplett-Verschwörung auch nur im Ansatz stemmen zu können. Ich glaube in diesen Zusammenhängen mehr an Vetternwirtschaft, milliardenschwere Korruption, extreme Inkompetenz und tödliche Fahrlässigkeit, aber noch nicht daran, dass Bill Gates mich mit zwei Impfungen die ich leider an mir verbrochen habe, voll im Griff haben kann. Mein thematischer Querfront-Einstieg war der Krieg in der Ukraine, und zwar nicht erst mit dem Ausbruch des Krieges, sondern im wochenlangen Vorlauf, als mir klar wurde, von wem dieser Krieg gewollt und provoziert wurde und wie desinteressiert vor allem Deutschland und Europa daran waren, diesen Krieg mit allen Mitteln zu verhindern. Der Ukraine Konflikt hat uns den spaltenden Rest gegeben. Dieses Mal trennt uns keine Mauer, sondern ein ebenso breit wie tief gefühlter Graben. Und der zieht sich vom Parlament bis in die hinterste politische Peripherie. Die gegenwärtige Querfront hat sich ihr anspruchsvolles Niveau aus keiner radikal-periphären Spannung heraus geschaffen. Man begegnet sich an der Biegung des Flusses in Hufeisen-Mitte, statt an den gegenüber liegenden Brückenkopf-Enden ins Nichts. Hätten sich Sarah Wagenknecht und Alice Weidel zur Bundestagswahl 2024 dazu überwinden können, eine von vielen ersehnte Querfront-Schwesternschaft auf den Weg zu bringen, wäre vermutlich schon deren geballte Intelligenz-Konzentration eine geheimdienstliche Animationsgrundlage dafür gewesen, eine der beiden ungleichen Schwestern in einen tödlichen Unfall verwickeln zu müssen. Was passen könnte, wird unpassend gemacht. Es soll in Deutschland nicht zusammen kommen was nicht unter Kontrolle gehalten werden kann. Wo sich Links und Rechts in konstruktiver Weise begegnen, muss umgehend dafür gesorgt werden, dass der linke Part eine rechtsextreme Umetikettierung erfährt. Allgemein möchte man uns weismachen, dass im Zusammenführen von BSW- und AfD-Komponenten eine staatsgefährdende Sprengkraft läge. Das sehe ich anders. Mit ziemlicher Gewissheit ließe sich sagen, dass, wenn BSW und AfD mit der Bereitschaft einer parlamentarischen Zusammenarbeit zur nächsten Wahl antreten würden, sich aus zwei als gefährlich empfundenen Komponenten ein Klebstoff ergeben könnte, der zusammenbringt und zusammenhält, was vielleicht sogar zusammengehört oder einfach nur in Spannung miteinander gebracht werden sollte. Und wäre es nicht ein Traum, wenn die freie und die soziale Marktwirtschaft miteinander rundlaufen würden? Vielleicht aber liegt ja genau in diesem befürchteten Rundlauf das schreckliche Geheimnis verborgen, dass wenn du es zu gut meinst mit diesem Land, statt Deutschland als ertragreiche Nutzfläche zu betrachten, du nicht zum Club gehörst. Wenn der ehemalige „Staatsfeind Nr. 1“, Rapper Bushido, dem System seine Aufwartung machen möchte, muss er während eines Interviews lediglich eine spitze Bemerkung gegen die AfD äußern, und die Medien-Macht bleibt ihm weiterhin gewogen. Und daraus ergibt sich dann auch der gewünschte Migrationshintergrund, mit dem sich medial arbeiten lässt. An Xavier Naidoo hingegen scheiden sich die Geister so heftig, weil sein Migrationshintergrund mit der rechten Annäherung, die er sich leistete, ein Kontrastprogramm zustande brachte, das es in Deutschland so noch nicht gegeben hat. Auch wenn ich den meisten seiner Verschwörungstheorien nicht folgen konnte und die QAnon-Bewegung nur als US-amerikanischen Bullshit erachten kann, bleibt Xavier Naidoo für mich als ehemaliger Labelkollege unterm Strich all dessen, was man ihm negativ anrechnen möchte, immer der begnadete Sänger und beseelte Mensch, der er seit 1998 mit „Nicht von dieser Welt“ für mich gewesen ist. Rückblickend ist es fast ein wenig kurios, dass bevor Sony und meine damalige Band (WEISSGLUT) sich 1999 wegen meiner erwiesenen Rechtslastigkeit von mir trennten, noch in Erwägung gezogen wurde ,mich mit Xavier ein Duett singen zu lassen, weil man sich von seinem Migrationshintergrund eine rückendeckende Schutzfunktion für mich versprach. Keine 20 Jahre später zieht Xavier von ganz weit oben kommend mit einer ganzen Palette an stigmatischen Erfahrungswerten rechts an mir vorbei und wird als deutscher Patriot mit Migrationshintergrund auch noch der Volksverhetzung beschuldigt. Abgesehen vom beabsichtigten erzieherischen Wert, aufgrund dessen man gegenwärtig zu staatlich verordneter Nachhilfe verdonnert wird, hat all das auch seine symbolische Tragweite. Für Xavier liegt diese jenseits von Schuld und Sühne im Gewinnbereich einer Vorreiterrolle, die ihren patriotischen Brückenschlag trotz erlebter Diskriminierung nicht gegen, sondern für Deutschland vollzog. Und darin liegt auch die große Wegbereitung einer kommenden Querfront zwischen deutschen Patrioten mit und ohne Migrationshintergrund. Und das ist es, was von Xavier Naidoo neben seiner Musik bestehen bleibt. Der Weg, den er geebnet hat, und die Brücke, die er gebaut hat, bestehen fort. Wir müssen Xavier vom erhöhten öffentlichen Pranger aus auf das Wesentliche dessen reduzieren, was er ist und geleistet hat. Und das ist stärker als die Vergehen, die man ihm ankreidet, oder was vielleicht mit ihm durchgegangen ist. Wenn ihn nach massivem Spießrutenlauf gewisse Umstände dazu gezwungen haben, sich von Rechts zu distanzieren, kann ich in ihm nicht den „Verräter„ sehen, als den ihn gewisse Hardliner nun erachten. Ich sehe seinen ebenso mutigen wie nachhaltigen Verdienst aufscheinen, sich überhaupt von ganz oben herab in die Gefilde der Geächteten gewagt zu haben und eine Querverbindung vollzogen zu haben, die höchsten Respekt verdient. Er hat einen Quantensprung hingelegt, der mir unterm Strich aller Ambivalenzen mehr von der Bergpredigt getragen erscheint als von etwaigem Reichsbürgertum befeuert. Für die große Querfront-Sünde liegt er, falls man ihn nicht schon gekreuzigt und öffentlich abgehakt hat, derzeit auf Eis. Für mich behält Xavier seine künstlerische und seelische Hochwertigkeit JÜRGEN ELSÄSSER SCHWENKT AUS Eine Querfront in eigener Person ist der inzwischen legendäre COMPACT-Magazin-Herausgeber Jürgen Elsässer, der vor seiner „inneren Berufung nach rechts” Redakteur, Herausgeber und Autor verschiedener linksradikaler Kampfblätter war, von welchen sich um die Jahrtausendwende herum besonders JUNGLE WORLD und JUNGE WELT hetzerisch gegen mich hervorgetan hatten. Heute frage ich mich, ob Elsässer mir auch damals schon sympathisch gewesen wäre, oder ob erst sein Rechtsruck eine Wesensveränderung bewirkt hat, durch die er mir heute sympathisch erscheint. Aus der Zeit meiner nachpubertären Sozialisierung von links kann ich noch positive Erinnerungen an linksdrehende Vorbildmenschen abrufen, deren persönliche Weltrevolution einfach nur auf den tragenden Säulen von Leben und Leben lassen basierte. In meiner späteren Konfrontation mit der militanten Antifa oder schlechtlaunigen linken Weltverbesserern hab ich keinen Charismaten mehr irgendwo aufleuchten sehen. Von der Nordseeküste bis ins Alpenvorland nur noch antifaschistische Stereotypen, deren gemeinsamer Herzenswunsch es immer noch ist, Deutschland sterben zu sehen. Jürgen Elsässer brachte aus der Peripherie kommend zuerst einmal sich selber hier ein, und zeigt den strammeren Rechten mit seiner spitzen Feder, wie man auch als Jahrgang 1957 locker und authentisch aus der Hüfte schießen und unglaublich gut treffen kann. Solche Männer lockern mit einem Handstreich den Boden auf, der bis zu ihrem Kommen gefroren war, und kehren nicht mit leeren Händen aus der Peripherie zurück. DIETER DEHM WAGT DEN SPAGAT Aus wiederum anderem nicht minder interessantem Holz geschnitzt ist Dieter Dehm, Jahrgang 1950 aus Frankfurt am Main. Zunächst einmal ist man von der Vielseitigkeit dieses Mannes, seinem kreativen Output und seinen illustren politischen Rollenspielen überfordert. Was der Mann in den letzten 50 Jahren seines bislang 75-jährigen Daseins an die Öffentlichkeit gebracht, komponiert, getextet, gezaubert und gesprochen hat, gleicht einem weit verzweigten Feuerwerk, dem man nur schwerlich in alle Verästelungen seines Tuns folgen kann. Schwer macht es mir der Mann, wenn der Slang seiner hessischen Muttersprache und sein Brecht-iger Habitus meine Synapsen dazu verleiten, Dehms Erscheinung mit Störbildern von Daniel Cohn-Bendit zu überblenden. Bei jemandem, der die Idee der Querfront so ausgebufft und lässig über das Laufband seiner Politkarriere bringt, sehe ich gerne über jede eventuelle Unvereinbarkeits-Schattierungen meines früheren Maßstab-Denkens hinweg und kann ihn schon deswegen auch als unfreiwilligen Begleiter meiner Punk Jugend erachten, weil sein für Klaus Lage geschriebener Schimanski Krimi Hit: „Faust auf Faust“, die einzige deutsche Hit-Single war, die ich mir als junger Wilder, der eigentlich nur noch an Hardcore-Punk interessiert war, unbedingt kaufen musste. Selbst das für Klaus Lage getextete„"1000 und 1 Nacht" habe ich gefühlte 1000 mal im Leben vor mich her- oder angesungen. Mit der Weigerung, den ehemaligen Linken Dieter Dehm zur Bundestagswahl 2024 in das BSW aufzunehmen, hat Sahra Wagenknecht sich möglicherweise einen persönlich schattierten Gefallen getan, verzichtete damit aber auch auf einen Mann, dessen pyromanisches Charisma zumindest dafür gesorgt hätte, dass das BSW nicht sang-und klanglos untergangen wäre, sondern mit Pauken und Trompeten noch die 5-Prozent-Hürde in den Bundestag genommen hätte. Dumm gelaufen für Sahra, der ihre Sympathisanten in der AfD weiterhin von Herzen wünschen, sie würde nochmal quer ausschlagen. Sie, die Vernünftige, und das Dehm'sche Feuerwerk hätten eine spannendere Elektrizität erzeugen können als die höhere Potenzierung der reinen Vernunft. Es ist nicht allein Dehms kompositorischem Gespür für den Magic Moment geschuldet, dass er gegenüber AfDlern gesprächsoffen wurde. Der Mann ist aber nicht einfach nur mit der Nase im Wind geboren. Wohl nimmt sein Instinkt den Zeitgeist inspirierend zur Kenntnis. Der eigene Geist jedoch steht in engerer politischer Tuchfühlung mit aufkommenden Windstärken, die ihm höhere Turbulenzen versprechen. Und er erkennt, was hier angeschoben wird, und dass die Stunde seiner Generation durchaus ein zweites mal schlagen könnte. Um mich mit dem Typus des Alt-Linken wieder versöhnen zu können, brauchte es zwei Dinge. Zum einen deren unerwarteter Mut zur Querfront, zum anderen eine Jung-Linke, die so abstoßend blöd ist, dass sie nur noch zum parlamentarischen Arm der Antifa verkommen kann. Einer gewalttätigen Antifa deren Grundeinstellung nicht nur die namentliche Auslöschung Deutschlands impliziert. Ich habe hier nur drei herausragende Beispiele unterschiedlicher Querfront- Qualitäten aufzeigen wollen, die als Wanderer zwischen den Welten und Sammler tieferer politischer Erfahrungswerte, unterschiedliche Pionier-Brückenbau Begabungen mit sich bringen und relativ spät im Leben mit ihrem Ansinnen, nun auf Messers Schneide stehen, um möglicherweise noch fulminante Veränderungen hierzulande mit anzuschieben oder herbeizuführen. KOMM AUS DER SCHRÄGE LUISE ! Die Herrschaft über die Norm erringen zu wollen, gerät immer seltener zur späten Rache aus der Peripherie und ist immer öfter bereits der Herrschaftsanspruch aus der Vorhölle des Establishments. Die Groteske will nicht einfach nur aufgeführt werden, um dann wieder zu enden. Sie will die Szenerie beherrschen, fortlaufend sein, keine Unterbrechung mehr kennen und in Dauerpräsenz dazu mahnen, keine Eintönigkeit mehr zu dulden, kein Grau und nicht einmal mehr die vornehme Blässe derer, die dem bunten Treiben skeptisch gegenüber stehen. Ich kann nicht zu allem, was nicht meins ist, eine Feindschaft hegen, oder zu allem, was ich nicht mehr verstehen möchte, einen neuen Frontabschnitt eröffnen. Ich will die Formeln, Buchstaben- und Zahlenkombinationen nicht kennen, mit denen all das diverse Leben, mit dem ich nichts zu tun habe, sich beschreibt. Ungeachtet der Tatsache, wie viele Menschen, die nicht der geschlechtlichen Norm entsprechen, ich persönlich kenne und schätze, möchte ich nicht als homophob, bi- oder queerfeindlich gelten, nur weil ich kein Spezialist im Dechiffrieren der neuesten Codes und im Erkennen der feinen Unterschiede sein will. Ich will meine Vorbehalte gegen zu viel von allem dem ich mich täglich verschließe, nicht als Diskriminierung oder Hass verstanden wissen, sondern als Selbstschutz meiner eigenen Lebensart. Wenn „queer” im Deutschen als „von der Norm abweichend”, „seltsam”, „eigenartig” oder „sonderbar” verstanden wird, dann war auch ich im wörtlichen Sinne einmal queer. Wer seine Jugend im subkulturellen Randmilieu verbrachte tat dies im Selbstverständnis einer Außenseiterrolle für die er sich bewusst entschieden hatte als es noch einen Spießrutenlauf bedeuten konnte, nicht zur Mehrheit gehören zu wollen. Der kleine Unterschied zwischen Außenseitertum Damals und Andersartigkeit heute besteht darin, das der schrille Sonderling von heute sich als Sonne wahrnimmt um welche alles ihn umgebende Leben zu kreisen hat. Es ist aber nicht die Anerkennung der gesellschaftlichen Mitte um die er ringt, denn die Mitte verkörpert ja er. Er heischt nur deswegen um die Toleranz von Leuten, die ihm der Inbegriff der Norm sein müssten, um sie in sein eigenes Sonnensystem einzubeziehen. Denn niemand eignet sich besser für das kreisen in den schrägen Umlaufbahnen eines menschlichen Sonnensystems wie der auf Toleranz gestimmte Normalo. Ein so geartetes Spiel der Kräfte kannten wir damals nicht. Eine Anziehungskraft aus der gesellschaftlichen Mitte war uns als erklärte Außenseiter fremd. Wir machten ausschließlich von unserer jugendlichen Fliehkraft Gebrauch. Unserer Verortung als gesellschaftliche Randexistenzen gemäß sahen wir uns nicht als Prototypen einer kommenden Gesellschaft, sondern als das untere Ende der Fahnenstange. Anerkennung suchten wir nur unter Unseresgleichen. Wer auf subkultureller Ebene jedoch daran glauben wollte, seine alternative Lebensweise sei das wahre Gegenmodel zur elterlichen Bürgerlichkeit, der musste zwangsläufig von einem sozialistischen Utopia träumen in dem es keine Lehrer, keine Vorgesetzten, keine erkennbaren Spießer und keine so genannten „Bullenschweine“ mehr gab. Herzlich willkommen in Pinocchios kleiner Esel-Brigade! Eine Nacht unter freiem Himmel im geschlossenen Bauwagen-Kreis einer linksalternativen Anarcho Truppe reichte mir aus, um die Gewissheit zu haben, dass die Utopien die hier schon innerhalb einer asozialen Nacht an den Psychosen ihrer Bewohner zerbrachen, niemals über den Dunstkreis dieser Leute hinauskommen dürften. „Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel“ funktionierte als Film, weil er sich auf 107 Minuten beste Kinounterhaltung beschränkte. Aber „Mad Max“ innerhalb der donnernden Geräuschkulisse einer von Endzeit-Punkern und ungepflegten Steinzeitfrauen bewohnten Bauwagen-Siedlung, mit drei gleichzeitig aus verschiedenen Ecken spielenden Schallquellen unterschiedlichen Liedguts, in ohrenbetäubender Lautstärke, bedeutete einen nächtlichen Überlebenskampf, und entbehrte der Romantik, die mir aus meiner Pfadfinderzeit wie eine Lagerfeuer-Grußbotschaft in die Erinnerung wehte und mir zu vermitteln suchte, dass ich die besseren Freiluft-Abenteuer definitiv bei der Bundeswehr hätte finden können. Eine Sehnsucht nach einem Obdach bei einfachen Menschen tat sich in mir auf. Und schon wieder das alte Verlangen nach farbigen Abbildungen von Spitzweg Gemälden, um mich in meiner Phantasie als Nachtwächter mit einer Laterne in von Spitzweg gemalten Gassen verlieren zu können. Keine in der weltanschaulichen Peripherie errichtete Gegenwelt, kann am Ende halten was sie verspricht. Der höhere Sinn des Außenseitertums besteht darin, zurückzukehren. Wir müssen die Irrwege finden, die jeden von uns zu sich selbst bringen. Wir lernen, zu scheitern und vor uns selbst zu erbrechen, im sammeln tiefer Erfahrungswerte und im zusammenraffen dessen, was getragen und ertragen werden kann. Aber erst in deiner Rückkehr bemerkst du, dass der ferne Ruf der Heimat von dir selbst ausging. Manchmal aber ist die Peripherie nur ein Großraumbüro in welches du fliehen musstest um ein Außenseiter deiner Selbst zu werden. Wir tragen vornehmlich Schwarz, weil wir innerlich mit allen Wassern der Welt gewaschene bunte Hunde sind und auf Abstand bleiben dürfen zu den schrillen Paraden, die Niemandens Heimkehr feiern sondern nur die Herrschaft des nächsten neuen Maßstabs über eine alte Norm. Wir laufen quer, nicht schräg. Wir kehren nicht heim um das alte Normal zu tanken, wir tragen das neue Super mit uns. SCHRÄG-AUSLÄUFER Zur triumphalen Siegesfeier über die Verwüstung des Seins ,suchen heimatlose Wurzelkinder, zur tanzenden Verherrlichung neuester Götzenbilder, das aufgewühlte Erdreich heim, neue Schöpfungslieder singend aus würgenden Kehlen und verdrehten Hälsen, den Endsieg des ewigen Umsturzes über die Norm verkündend, im Laufschrittfeuer inneren Aufgewühltseins, getragen von den Wogen all des aufpeitschenden Miteinanders, zur mitternächtlichen Massenveranstaltung letzter unerlöster Herzenswünsche, gegen Hass und Hetze im Netz der Begierden, zwischen den Jahrmärkten der Eitelkeit und dem toten Fleischbeschau in den Schlachthäusern der neuesten Weltgeschichte. Ungeheure Artenvielfalt menschlichen Seins. Aber das Farbenspektrum das hier in unzähligen Luftspiegelungen unentwegt aufgefächert wird, erzählt nur die Lebensgeschichten vom aufspalten schillernder menschlicher Persönlichkeitsstukturen in die Quersumme ihrer einzelnen Teile und von der krönenden Lichtbrechung einer letzten Generation auf der Suche nach ihrer ultimativen Geschlechtszugehörigkeit. Wie viel trauerndes Schwarzpulver muss ein bunter Feuerwerks-Knallkörper in sich mitführen, um auf dem Zenit seiner spektakulären farbigen Ausstrahlungszeit wieder in der umnachteten Schwärze seines Ausgebrannt-Seins zu verschwinden? Mit der Hoch-Zeit der Verkehrung aber beginnt auch der endzeitliche Auswuchs über die eigentliche Absicht hinaus zu wuchern und unweigerlich zu welken. Was von all dem Zauber übrig bleibt, werden feinste Nuancen inneren männlichen und weiblichen Abriebs sein, die sprachlos von einer Gestaltungskraft künden die so als ob nichts geschehen wäre, weiter an der menschlichen Ebenbild-Werdung Gottes wirkt.
VON THRONSTAHL , (Eltville/München,Pfingsten 2025) LAUFE QUERFELDEIN Wie herrenlose Hunde, in der weltanschaulichen Prärie Etwas das wie Heimat mutet, treibt mich aus der Peripherie kehr nicht mit leeren Händen heim, von links und von rechts und aus der Mitte heraus, bringe ich alles hier mit ein. Steinzeit-Mechanismen, Stellungskrieg Frontal Asymmetrische Lebensführung über Stock und Stein und Berg und Tal bring was du kannst in die Mitte ein. Wir kommen nicht in Reih und Glied, wir kehren einfach nur heim.
Wir schwärmten aus in Scharen, im hellen Sonnenschein. Triumphaler Ausbruch und nur noch unter Gleichgesinnten sein.
Wir laufen querfeldein, schließen uns weder ein noch aus Nimm von allem das Beste und bring es hier ein, von weit draußen trag es mit nach Haus Zur allertiefsten Stunde, in kühlem Mondenschein , kehrt jeder für sich selbst zurück jeder ganz mit sich allein. Heimat Deine Sterne, sind überirdischer Natur. Dieses Reiches Mitte, ist nicht von dieser Welt Wir bleiben Ausgestoßene ,wohin man uns auch stellt. Ich laufe querfeldein Lauf mit mir querfeldein laufe querfeldein
|