Aus der sehr empfehlsenswerten Zeitschrift: CRITICON - Konservativ heute (Nr. 146/1995) hier ein kurzes Extract aus: DER DEMOKRATISIERTE GOTT, von Prof. Walter Hoeres, den im ganzen abzuschreiben mir die Zeit nicht erlaubt, - dessen hier wiedergegebene Auszüge aber damals (vor 10 Jahren) wie heute in Treffsicherheit und Richtungsweisung ihres gleichen sucht.
"...Aber ist es nicht nur der Gedanke der anbetungswürdigen Majestät Gottes, sondern auch der des universalen Königtums Christi, der die monarchische Denkform zwingend nahelegt. Wenn es zutrifft, daß Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, dann ist er eben nicht nur unser Bruder und schon gar nicht unser Kollege, dem man sich mit jener plumpen, anbiedernden Vertraulichkeit nähern kann, die heute schon weitgehend zum Stil der kath. Gottesdienste geworden ist. Er ist vielmehr in uneingeschränktem Sinne Herr und Meister, der zu den Jüngern gesagt hat: NICHT IHR HABT MICH ERWÄHLT, SONDERN ICH HABE EUCH ERWÄHLT!" Zwingend kommt dieser Zusammenhang von Gottheit und Königtum Christi im Brief des Apostels Paulus an die Kolosser zum Ausdruck: "ER IST DAS EBENBILD DES UNSICHTBAREN GOTTES, DER ERSTGEBORENE VOR ALLER SCHÖPFUNG. IN IHM IST ALLES GESCHAFFEN IM HIMMEL UND AUF ERDEN: SICHTBARES UND UNSICHTBARES, THRONE, HERRSCHAFTEN, FÜRSTENTHÜMER UND MÄCHTE. ALLES IST DURCH IHN UND FÜR IHN ERSCHAFFEN. ER STEHT AN DER SPITZE DES ALLS. DAS ALL HAT IN IHM SEINEN BESTAND."
Der Verf. kann aus seiner Jugendzeit bezeugen, daß es gerade diese Vision des Königtums Christi war, die die kath. Jugend angefeuert und ihr mitreißende Schwungkraft und Geschlossenheit verliehen hat. der hochgemute Einzug der Banner in die Kirche, welche sich dann vor dem Altare senkten, der brausende Jubel, die zwischen angestammter jugendlicher Respektlosigkeit und tiefer Ehrfurcht schwankende Begeisterung, mit der bei den Jugendtreffen der Bischof als der örtliche Vetreter Christi empfangen wurde, gehören zu den prägenden Eindrücken ganzer Generationen kath. Jugendlicher. Inzwischen setzen die Nachfahren der damaligen katholischen Jugendführer, die Funktionäre des "BUNDES DER DEUTSCHEN KATHOLISCHEN JUGEND" (BDKJ) in Haus Altenberg ihren ganzen Ehrgeiz darin, einen "DEMOKRATIEFÖRDERPLAN" vorzulegen, der die Demokratisierung der Kirche auf allen Ebenen vorsieht. Inzwischen fordern die katholischen Jugendverbände - auch darin ganz im Trend des hedonistischen Zeitgeistes liegend - in immer neuen weinerlichen Stellungnahmen die sexuelle Emanzipation und die entsprechende Änderung der kirchlichen Morallehre. Mehr noch als der Gedanke der Majestät Gottes ist es der Blick auf das Königtum Christi, auf dem der monarchische Grundzug der katholischen Kirche beruht! Während jener Gedanke zwingend die monarchischen Grundhaltungen der Demut, der Hingabe, der Ehrfurcht und Dankbarkeit fordert, ist mit dem Königtum Christi die hierarchische Verfassung der Kirche gegeben, die jede wirkliche Demokratie ausschließt, die mehr sein will als jene Planspiele zwischen Rätedemokratie und "Pastoralteams", die heute tausende von haupt- und ehrenamtlichen Systemveränderern in der Kirche in Trab halten. (UND NOCHMAL, WEILS SO SCHÖN WAR: "....IST MIT DEM KÖNIGTUM CHRISTI DIE HIERACHISCHE VERFASSUNG DER KIRCHE GEGEBEN, DIE JEDWEDE WIRKLICHE DEMOKRATIE AUSSCHLIEßT........")
Auf dem Königtum Christi beruht das spezifische Delegationsprinzip, das die Struktur der Kirche auf allen Ebenen bestimmt: jene eigentümliche Verbindung von absoluter monarchischer Gewalt und Zurücktreten der eigenen Person, die darauf beruht, daß der Papst, die Bischöfe, die Ordensoberen ihre Autorität "in persona Christi", im Auftrag und in Person Christi ausüben, sodaß es gar nicht auf sie selbst, sondern darauf ankommt, daß ich in ihnen Christus begegne. Bei diesem Delegationsprinzip geht es nicht einfach darum, daß ich es nicht unmittelbar mit dem Chef, sondern mit seinen Beauftragten zu tun habe. Vielmehr muß man auch hier den ganzen Organismus des Glaubens zusammensehen, um das Gewicht dieses Prinzips richtig einzuschätzen: die Christologie mit ihrer Betonung der gottmenschlichen Natur des Königtums Christi, die Gnadenlehre, die davon ausgeht, daß die Gnade eine reale, vergöttlichende Qualität im Menschen ist und die Ekklesiologie mit ihrer Lehre, daß die Kirche der fortlebende Christus ist, und zwar nicht in einem bloßen symbolischen oder allegorischen, sondern in einem ganz realen Sinne, sofern Christus durch die Gnade ganz unmittelbar mit den Gliedern der Kirche verbunden ist.
Besonders deutlich wird dieser Charakter des Delegationsprinzips und des Amtes in der Lehre vom Priestertum,das in einer einzigartigen, geheimnisvollen Verbindung mit Christus besteht, denn wie könnte der menschliche Priester aus eigener Kraft ein so ungeheures Werk vollbringen wie es das Meßopfer ist! Dabei bitten wir die Außenstehenden um Nachsicht, daß wir hier auf Einzelheiten der katholischen Theologie zu sprechen kommen. Aber der Kampf zwischen Monarchismus und Demokratie und die politische Dimension, die der Vorgang im zuge der linken Kulturrevolution hat, läßt sich in ihren für die Kirche selbstmörderischen Charakter anders nicht begreifen! Denn wir verstehen jetzt, warum die ideologischen TOTAL-DEMOKRATISIERER zunächst das Königtum Christi aus der Welt schaffen und seine Gestalt "entmythologisieren" müssen, um sich durchzusetzen."